Hier atmet alles Geschichte

Hier atmet alles Geschichte

Heiko Aschenbeck gibt der Vergangenheit eine Zukunft – im Gespräch mit einem Individualisten

Wer den Nordenholzer Hof mit dem Restaurant, dem Bauernhaus für große Gesellschaften und der kleineren Weinscheune für gemütliche Abende im kleinen Kreis sieht, ahnt nicht, dass dieses harmonische Gesamtensemble keineswegs schon seit hundert Jahren genau so an diesem Ort steht. Nur der Gasthof hat hier seinen Originalstandort, die Nebengebäude sind nach und nach hinzugekommen. Sie sind an anderer Stelle behutsam abgebaut und hier Stein für Stein wieder aufgestellt worden. Verantwortlich dafür ist Heiko Aschenbeck, der die Geschichte des Nordenholzer Hofs mit seinem Engagement für historische Gebäude neu schreibt.

Was hat Ihre Liebe zu den historischen Gebäuden geweckt?

Das Knowhow der alten Handwerker hat mich schon immer fasziniert. Die Menschen früher haben weitestgehend autark gelebt und mit Ruhe und Bedachtsamkeit Dinge hergestellt. Früher musste man zwangsläufig mit den Materialien bauen, die man in der Umgebung vorfand wie Holz, Ton, Findlinge, oder Sand. Die handgeformten Ziegel etwa – da brauchte man Wochen, bis sie fertig waren. So etwas wirft man nicht einfach weg!

Warum haben Sie die Gebäude gerade auf dem Gelände des Nordenholzer Hofs wieder aufgebaut?

Der Ort hatte mit der Mühle, dem Kolonialwarenladen und der Gaststätte schon immer eine Bedeutung für die Umgebung. Die alten Gebäude spiegeln die Geschichte und stehen für die Philosophie des Restaurants, für Nachhaltigkeit und für das Bewusstsein, möglichst Zutaten aus der Region zu verwenden. Das passt wunderbar zusammen.

Woher stammen die historischen Bauten ursprünglich?

Das Bauernhaus, in dem heute größere Gesellschaften gefeiert werden, ist ein niederdeutsches Zweiständerhaus von 1828. Es ist vor einigen Jahren in Tweelbäke abgetragen und in einer Scheune zwischengelagert worden. Die Findlinge für das Fundament, das Holz, die Mauer- und Dachziegel – das alles stammt aus Abbrüchen aus der Umgebung. Die Weinscheune ist eine Durchfahrtscheune, die bis 2012 an der Ecke Brookweg/Nordenholzer Straße gestanden hat. Sie taucht schon in alten Plänen aus dem 18. Jahrhundert auf.

War es möglich, hier ausschließlich Originalteile zu verwenden?

Vieles ist tatsächlich erhalten geblieben – das Weidengeflecht am Giebel beispielsweise ist komplett original, ebenso die Ständer und Riegel. Das Fachwerk ist mit Steinen aus Abbrüchen gefüllt, die Innentüren und die Beschläge stammen ebenfalls aus historischen Häusern. Für viele handwerkliche Arbeiten mussten wir erst Fachleute finden. Lehmputz etwa kann heute längst nicht mehr jeder, und auch die Holznägel für die Befestigung der Bohlen mussten von Hand geschnitzt werden. Wir haben – wie im Originalzustand – bei den Gefachen auf Eisennägel verzichtet. Früher war Eisen kostbar, heute wäre es weitaus preiswerter gewesen, als die Nägel selbst herzustellen. Aber das gehörte für uns zur Philosophie.

Wie sieht es mit der Innenausstattung aus?

Geheizt wird die Weinscheune CO₂-neutral über einen Pellet-Ofen. Die Stühle sind zum Teil aus einem alten Gasthof in der Wesermarsch, der große Tisch im Erdgeschoss ist mehrere hundert Jahre alt, die anderen Tische sind aus altem Dielenholz gefertigt. Hier atmet alles Geschichte.